8.3.3 Die Zeitenfolge in Sätzen, die den subjonctif verlangen
Es ist absolut
nicht notwendig, dieses Unterkapitel zu verstehen.
Die Zeitenfolge an sich werden wir zu einem späteren
Zeitpunkt diskutieren. Es geht hier um ein Detail
eines Details, es geht also um etwas, bei dem jeder
didaktisch halbwegs Begabte sagen würde, dass
über das Ziel hinausgeschossen wird. Wir erwähnen
diesen Aspekt nur der Vollständigkeit halber,
den Kern des Problems werden wir an späterer
Stelle nochmal diskutieren. Wir wollen aber nicht
unerwähnt lassen, dass der Wegfall des subjonctif
imparfait ein Problem aufwirft. Prinzipiell
sind die Ereignisse in ihrer chronologischen Reihenfolge
darzustellen, man spricht in diesem Zusammenhang
von Zeitenfolge oder consecutio
temporum. Weil es einfacher zu verstehen
ist und um uns erstmal mit der Problematik vertraut
zu machen, fangen wir mit dem Indikativ an. Wir
können folgende Fälle unterscheiden.
Das Ereignis wird in
der Gegenwart geschildert und ereignet
sich....
gleichzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Gegenwart: Je te raconte ce que je fais. Ich erzähle dir, was ich mache.
vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Gegenwart und andauernd: Je te raconte ce que je faisais. Ich erzähle
dir, was ich machte.
vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Gegenwart und abgeschlossen: Je te raconte ce que j' ai fait. Ich erzähle dir, was ich gemacht habe.
Nachzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Gegenwart: Je te raconte
ce que je ferai. Ich erzähle dir, was ich machen werde.
Das Ereignis wird in der Vergangenheit geschildert und ereignete sich ....
gleichzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je te racontais ce que je faisais. Ich erzählte dir, was ich machte.
vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit und abgeschlossen:
Je te racontais ce que j' avais fait.
Ich erzählte dir, was ich gemacht
hatte.
Nachzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je
te racontais ce que je ferais. Ich erzählte dir, was ich machen würde.
Machen wir uns mal kurz und schmerzlos klar, worum
es hier überhaupt geht. Es ist wohl nicht wirklich
das Gleiche, ob ich jemandem erzähle, was ich
in dem Moment mache, in dem ich es erzähle,
oder ob ich jemandem erzähle, was ich gemacht
habe oder was ich machen werde. Wir müssen
also die Ereignisse in ihrer chronologischen Reihenfolge
wiedergeben können. Wenn man die Beispiele
im Indikativ anschaut, weiß man, was gemeint
ist. Wenn sich jetzt aber der Modus ändert,
weil ein Verb involviert ist, dass Hoffnung, Angst,
Bedauern etc. ausdrückt, dann haben wir insofern
ein Problem, als uns der subjonctif imparfait im
gesprochenen Französisch nicht mehr zur Verfügung
steht. (Dass das Deutsche, die Chronologie der Ereignisse
auch nicht immer zu schildern vermag, interessiert
uns jetzt nicht.)
Im geschriebenen Französisch könnte man diese Bedeutungsnuancen zum
Ausdruck bringen.
Das Ereignis wird in der Gegenwart gefürchtet und
ereignet sich / ereignete sich ....
...gleichzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Gegenwart:
Je crains qu' il soit malade. Ich befürchte, er ist krank.
...vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in Gegenwart:
Je crains qu' il ait été malade.
Ich befürchte, dass er krank gewesen ist.
Das Ereignis wurde in der Vergangenheit gefürchtet
und ereignete sich ....
gleichzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je craignais qu' il fût malade.
Ich befürchtete, dass er krank wäre.
vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je craignais qu' il eût été malade.
Ich befürchtete, dass er krank gewesen wäre.
Wie deutlich zu erkennen, haben wir jetzt ein Problem,
wenn das einleitende Verb in der Vergangenheit steht,
weil wir ja im gesprochenen Französisch weder
den imparfait subjonctif noch den plus-que-parfait
subjonctif im Angebot haben (letzterer verwendet
ja zur Bildung ein Hilfsverb im subjonctif
imparfait).
Im gesprochenen Französisch wird also anstatt des imparfait du subjonctif der présent du subjonctif und anstatt des plus-que-parafait du subjonctif der passé composé du subjonctif verwendet.
Das Ereignis wurde in der Vergangenheit gefürchtet
und ereignete sich ....
gleichzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je craignais qu' il soit malade.
Ich befürchtete, dass er krank wäre.
vorzeitig zum Erzählzeitpunkt in der Vergangenheit:
Je craignais qu' il ait été malade.
Ich befürchtete, dass er krank gewesen wäre.
Es ist also im gesprochenen Französisch egal, ob das einleitende Verb, der einleitende Ausdruck, in einer Gegenwartszeit oder in einer Vergangenheitszeit steht. (Bei Verben, die den subjonctif verlangen. Bei Verben, die den indicatif verlangen, gilt das natürlich nicht, weil diese ja alle Arten von chronologischen Verhältnissen beschreiben können.)