In allen romanischen Sprachen, also auch im Französischen, wird unterschieden
zwischen realen Geschehnissen und solchen, die lediglich
befürchtet, gewünscht oder aus anderen
Gründen nicht real sind. Reale Geschehnisse
werden im indicatif (Indikativ) geschildert, irreale
Ereignisse im subjonctif (Konjunktiv). Das war jetzt
die kürzest mögliche Beschreibung des
Verwendungsbereiches des subjonctif. Wir werden
aber weiter ausholen und uns auch mit dem deutschen
Konjunktiv auseinandersetzen, da der subjonctif
in didaktisch motivierten Hilfsübersetzungen
oft mit dem deutschen Konjunktiv übersetzt
wird, von dem er sich aber in wesentlichen Punkten
unterscheidet. Wir werden jetzt die Funktion des
deutschen Konjunktivs beschreiben und die Unterschiede
zum französischen subjonctif herausarbeiten.
Wem das zuviel der Theorie ist, der möge dieses
Kapitel einfach überspringen und zum Kapitel
8.3.1 hopsen. Der Autor hält diesen komparativen
Ansatz aber für sinnvoll, weil er zum einen
zeigt, dass auch im Deutschen eine Trennung zwischen
wirklichen Ereignissen und vorgestellten, gefürchteten
angelegt ist, wenn auch aufgrund der schwierigen
Bildung des deutschen Konjunktivs dieser Ansatz
sich nicht systematisch entwickeln konnte und weil
er zum anderen, aus der Sicht des Autors, das Verständnis
für den französischen subjonctif erleichtert.
Der Autor ist ganz ernsthaft der Meinung, dass sich
die Lektüre des folgenden Abschnitts lohnt,
auch wenn er sperrig ist. Er ist der Meinung, dass
der Konjunktiv der romanischen Sprachen vom Konjunktiv
des Deutschen nicht so meilenweit entfernt ist,
wie man gemeinhin vermutet und der subjonctif
eigentlich gar nicht so ungewöhnlich ist, wie
Deutsche im Allgemeinen vermuten. In den romanischen
Sprachen wurde lediglich konsequent umgesetzt, was
im deutschen Konjunktiv ab und an mal aufleuchtet,
aber nicht systematisch umgesetzt wurde.
Last not least. Es handelt sich um ein prinzipielles Problem, das in vielen Sprachen vorkommt, vor allem eben in den romanischen Sprachen.