Der Spracherwerb
erfolgt ab einem gewissen Punkt nicht mehr über
die Analyse grammatikalischer Strukturen, sondern
über den Erwerb fester Redewendungen, und die
Grammatik hat ab einem gewissen Punkt lediglich
die Funktion, für bestimmte Phänomene
zu sensibilisieren und damit den Spracherwerb zu
beschleunigen. Der Vorgriff / Rückgriff auf
Satzelemente wird in keiner Grammatik thematisiert,
weil es sich hierbei offensichtlich um ein Phänomen
handelt, das "intuitiv" richtig gemacht wird und
deshalb selten bewusst reflektiert wird. Es kann
aber auch lediglich daran liegen, dass Grammatiken
einen festen Kanon an Themen abdecken und diesem
selten etwas Neues hinzugefügt wird. Weiter
ist es so, dass es gut möglich ist, viele Dinge
"intuitiv" richtig zu machen, in der Muttersprache
macht man ja sozusagen alles "intuitiv" richtig.
Um aber etwas "intuitiv" richtig zu machen, muss
man sehr viele Strukturen abgespeichert haben. In
einer Fremdsprache hat man aber nicht so viele feste
Strukturen abgespeichert. Es macht von daher Sinn,
in der Lage zu sein, Strukturen analysieren zu können.
Das macht selbst dann Sinn, wenn man es in der Regel
richtig macht, weil bei Unsicherheit nur die Analyse
weiterhelfen kann. Das ist im Übrigen selbst
in der Muttersprache so. Wenn Sie entscheiden wollen,
welcher von diesen beiden Sätzen richtig ist,
brauchen Sie eine Instrumentarium, das Ihnen die
Analyse erlaubt.
Er sagt, er ginge in die Schule.
Er sagt, er gehe in die Schule.
Unter Vor- bzw. Rückgriff, wollen wir hier
das Phänomen verstehen, dass mit Hilfe von
Pronomen oder Pronominaladverbien auf Objekte oder
Sinnzusammenhänge, die im Satz selber auftauchen,
vor oder rückgreifend Bezug genommen wird.
Die vorgreifenden oder rückgreifenden Pronomen
oder Pronominaladverbien sind also redundant, sie
fügen dem Satz keine neuen Informationen hinzu.
Beispiele
Das, was du gesagt hast, ist falsch. <=> Was du gesagt hast, ist falsch.
Ce que tu viens de dire, est faux. <=> Im Französischen keine Alternative möglich.
Er wagt es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. <=> Er wagt nicht, ihm die Wahrheit zu sagen.
Il n' a pas osé lui dire la vérité. <=> Im Französischen keine Alternative möglich
Übersicht
Wir haben bis jetzt die Abweichungen des Deutschen und des Französischen Systems in den Vordergrund gestellt. Tatsächlich ist es aber so, dass sich das französische und das deutsche System doch sehr ähnlich sind.
ce = das
ce que = was
Beispiele
Verweist das Relativpronomen que auf einen Sinnzusammenhang, dann muss dieser Sinnzusammenhang erst einmal mit ce zusammengefasst werden. Das que bezieht sich dann auf das ce. Im Deutschen wird mit was zusammengefasst.
C' est bizarre ce qu' il fait.
Das
ist merkwürdig, was
er tut.
nicht: Das ist merkwürdig, das was er tut.
Beispiele
ce
/ il / ça: Deutsche und
französische Sätze verlangen
am Satzanfang gnadenlos ein Subjekt.
Ist ein Sinnzusammenhang Subjekt des
Satzes, dann muss er mit das / es bzw.
ce / il / ça bzw. cela
referenziert werden.
C' est une bonne idée.
Das ist eine gute Idee.
Il est évident, qu'
il n' a pas la moindre envie de le faire.
Es ist offensichtlich, dass er nicht die geringste Lust hat, es zu tun.
Cela
ne m' intéresse pas du tout.
Das interessiert mich überhaupt
nicht.
Wie wir sehen, wird unterschiedlich referenziert,
und wir fragen uns, wann welches Pronomen verwendet
wird. Hierbei kann man vereinfacht sagen, dass folgende
Entsprechungen gelten.