Im Folgenden wollen
wir auf den Unterschied zwischen einem Konditionalsatz,
der mit dem participe présent
gebildet wurde und einem, der mit dem participe
passé gebildet wurde, eingehen.
Es soll nochmal vor dem Versuch gewarnt werden,
sich alles, was hier beschrieben wird, einzuprägen,
das ist nicht Sinn der Übung. Es geht um eine
Sensibilisierung für bestimmte Phänomene,
weil dies die Chance erhöht, dass bestimmte
Strukturen ins "Unbewusste" hinabgleiten und so
intuitiv erfasst werden. Sie werden alle diese Dinge
irgendwann automatisch richtig machen, wenn Sie
für die Phänomene sensibilisiert sind.
Es geht hier um das "hoppla da war doch was", wenn
Sie diese Strukturen lesen oder hören, nicht
um die aktive Beherrschung. Die aktive Beherrschung,
sprechend, schreibend, kommt mit der Zeit automatisch,
wenn die Strukturen passiv erkannt werden.
Um zu erklären, was wir sagen sollen, konstruieren
wir mit deutschen Hilfskonstruktionen, das heißt
mit Konstruktionen, die verständlich sind und
mit der französischen Konstruktion deckungsgleich
sind, im Deutschen aber grammatikalisch falsch sind.
Rein theoretisch könnte man auch im Deutschen
einen Konditionalsatz sowohl mit einem Partizip
Präsens, wie auch mit einem Partizip Perfekt
konstruieren.
Beispiele
Konstruktion
mit einem Partizip Präsens
Mehr arbeitend, werden wir schneller
fertig.
Travaillant
plus, nous pourrons terminer plus vite.
Konstruktion mit
einem Partizip Perfekt
Gut gepflegt, läuft er noch 100
Jahre.
Bien soigné,
il marchera encore 100 ans.
Wer ein bisschen nachdenkt stellt fest, dass das
Partizip Präsens und Partizip Perfekt nicht
gegeneinander substituiert werden können. Tut
man es, wird der Satz nicht nur grammatikalisch
falsch, was er ohnehin schon ist, sondern auch unverständlich.
Mehr
gearbeitet, werden wir schneller fertig.
Gut pflegend, läuft er noch 100
Jahre.
Wenn jetzt jemand immer noch der Meinung ist, dass
das keinen großen Unterschied macht, dann
werden wir uns jetzt einig.
Der gekochte Mann
und der kochende Mann
ist nicht dasselbe.
Das Partizip Perfekt ist
eine Passivform, das Subjekt dieses Passivs
ist das Ziel der durch das Verb im Partizip Perfekt
beschriebenen Handlung, nicht aber der Ausführende.
In einem Satz wie
Gut gepflegt, läuft
er noch 100 Jahre
muss es jemanden geben, der pflegt, weil das beschriebene
Ding ja lediglich gepflegt wird. Was will uns der
Dichter mit seinem Werk sagen? Er will sagen, dass
es ihm Hinblick auf den Konditionalsatz selbst,
der ja die wechselseitige Beziehung zweier Handlungen
beschreibt, es gar keinen Unterschied macht, ob
mit einem Partizip Perfekt oder einem Partizip Präsens
konstruiert wird. Beide
Male wird eine Situation beschrieben, bei der das
Vorliegen oder Nichtvorliegen einer Bedingung eine
andere Handlung bedingt. Der
Unterschied besteht lediglich darin, ob die
Bedingung im Passiv
oder im Aktiv beschrieben
wird.
Mit beiden Varianten kann man auch alle drei Typen
von Bedingungssätzen bilden, den
Realis der Gegenwart, den
Irrealis der Gegenwart und den
Irrealis der Vergangenheit.