Ok, wir geben
es zu, das ist so einfach, das wäre Ihnen als
Problem gar nicht aufgefallen, wenn wir es nicht
problematisieren würden. Wir möchten es
aber problematisieren, weil es an einer späteren
Stelle, nämlich bei den Pronomen, nochmal wichtig
wird. Es macht Sinn, sich wieder klar zu machen,
was ein Nominativ, ein Dativ, ein Akkusativ und
ein Genitiv ist.
Im Prinzip können Sie jetzt aber erstmal die
Sektkorken knallen lassen, vereinfacht kann man
nämlich sagen, dass das Französische,
außer eben bei den Pronomen, nicht dekliniert.
Warum das so toll ist? Na schauen Sie mal genau
hin.
Beispiel
Der
Frosch sieht den Hund. La grenouille
voit le chien.
Der Hund sieht
den Frosch. Le chien voit
la grenouille.
Sie finden das ist nichts Besonderes? Schauen Sie
mal genauer hin. Es heißt einmal den Hund
und das andere mal der Hund, im Französischen
heißt es aber beide Male
le chien, das heißt, das Französische
unterscheidet bei den Substantiven nicht zwischen
Akkusativ und Nominativ. Wer wen sieht ergibt sich
einzig aus der Satzstellung. Wir werden sofort sehen,
dass das Französische konsequent einen anderen
Weg geht als das Deutsche. Wenn Sie sich die Schwesterseite
dieser Seite anschauen, die www.allemand-online.de,
werden Sie feststellen, dass sich gut ein Viertel
dieses Handbuches nur mit der Deklination befaßt.
Das heißt, die Beziehung zwischen Frosch und
Hund wird im Deutschen über die Deklination
geklärt, wir können den Satz auch umdrehen,
es ist trotzdem klar, wer wen sieht.
Beispiel
Den
Hund sieht der Frosch.
Den Frosch sieht
der Hund.
Da es aber im Französischen zwischen Akkusativ
(den Hund, den Frosch) und dem Nominativ (der Hund,
der Frosch) gar keinen Unterschied gibt, es heißt
beide male le chien bzw.
la grenouille, kann
man natürlich die Satzstellung nicht ändern
ohne auch den Sinn zu verändern. Wir sehen
also den tieferen Sinn der berühmt berüchtigten
Deklination, sie klärt die Beziehung der Objekte
zueinander. Wenn es die Deklination nicht macht,
dann müssen die Verhältnisse der Objekte
zueinander über die Satzstellung geklärt
werden. Der Leser ahnt schon, dass die Klärung
der Verhältnisse der Objekte zueinander allein
über die Satzstellung nicht funktionieren kann,
denn wir haben nicht nur den Nominativ und den Akkusativ,
sondern auch noch den Dativ und den Genitiv. Schauen
wir uns das nochmal an einem sehr realitätsnahen
Satz an.
Beispiel
La
grenouille
donne
la
fleur
à
la
femme.
Der
Frosch
gibt
die
Blume
---
der
Frau.
Was uns interessiert ist der letzte Teil des Satzes,
der Dativ. Hier erfahren wir, wem
der Frosch die Blume gibt, nämlich der
Frau. Wir sehen, dass
à
la femme
der Frau
entspricht. Wir werden uns das gleich nochmal systematischer
anschauen, aber es heißt der
Frau und nicht die Frau.
Wir deklinieren also im Deutschen, das heißt,
wir verändern die Form des Objektes, um seine
Beziehung zu den anderen Objekten zu klären.
Sie werden mir sicher zustimmen, dass sich in diesem
Satz die Bedeutung radikal geändert hat.
Beispiel
La
grenouille
donne
à
la
fleur
la
femme.
Der
Frosch
gibt
der
Blume
die
Frau.
Alles klar? Wir klären die Beziehung der Objekte
zueinander über die Deklination. Aber wie
ist das im Französischen? Im Französischen
bleibt das Objekt an sich unverändert, die
Beziehung der Objekte zueinander wird über
Präpositionen geklärt und rein theoretisch
hätte man das auch im Deutschen so machen
können.
Man könnte zum Beispiel mit der Präposition
zu den Dativ markieren, das wäre verständlich,
wenn auch nicht korrekt.
Beispiel
La
grenouille
donne
la
fleur
à
la
femme.
Der
Frosch
gibt
die
Blume
zu
die
Frau.
La
grenouille
donne
à
la
fleur
la
femme.
Der
Frosch
gibt
zu
die
Blume
die
Frau.
Der Dativ wird im Französischen also mit der
Präposition à gebildet.
Ähnlich verhält es sich mit dem Genitiv.
Beispiel
C'
est
la
fleur
de
la
femme.
Das
ist
die
Blume
der
Frau.
Wir sehen wieder, dass wir im Deutschen das Objekt
selbst verändern, der
Frau, und so die Beziehung dieses Objektes zu den
anderen Objekten klären, während wir im
Französischen das Objekt selbst unverändert
lassen und über eine Präposition klären,
welche Beziehung besteht. Man könnte es aber
auch im Deutschen so machen und beim Genitiv ist
es auch tatsächlich so, dass er zunehmend mit
einer Präposition gebildet wird.
Beispiel
C'
est
la
fleur
de
la
femme.
Das
ist
die
Blume
von
der
Frau.
Nachdem wir herausgearbeitet haben, wie das Französische
die Beziehung der Objekte zueinander klärt
und wie das Deutsche dies tut, wollen wir uns einprägen,
was der Nominativ, der Akkusativ, der Dativ und
der Genitiv ist, weil wir das an späterer Stelle,
bei den Pronomen, brauchen werden.