5.1 Deklination im Französischen

Ok, wir geben es zu, das ist so einfach, das wäre Ihnen als Problem gar nicht aufgefallen, wenn wir es nicht problematisieren würden. Wir möchten es aber problematisieren, weil es an einer späteren Stelle, nämlich bei den Pronomen, nochmal wichtig wird. Es macht Sinn, sich wieder klar zu machen, was ein Nominativ, ein Dativ, ein Akkusativ und ein Genitiv ist.

Im Prinzip können Sie jetzt aber erstmal die Sektkorken knallen lassen, vereinfacht kann man nämlich sagen, dass das Französische, außer eben bei den Pronomen, nicht dekliniert. Warum das so toll ist? Na schauen Sie mal genau hin.

Beispiel
Der Frosch sieht den Hund.
La grenouille voit le chien.
Der Hund sieht den Frosch.
Le chien voit la grenouille.

Sie finden das ist nichts Besonderes? Schauen Sie mal genauer hin. Es heißt einmal den Hund und das andere mal der Hund, im Französischen heißt es aber beide Male le chien, das heißt, das Französische unterscheidet bei den Substantiven nicht zwischen Akkusativ und Nominativ. Wer wen sieht ergibt sich einzig aus der Satzstellung. Wir werden sofort sehen, dass das Französische konsequent einen anderen Weg geht als das Deutsche. Wenn Sie sich die Schwesterseite dieser Seite anschauen, die www.allemand-online.de, werden Sie feststellen, dass sich gut ein Viertel dieses Handbuches nur mit der Deklination befaßt.

Das heißt, die Beziehung zwischen Frosch und Hund wird im Deutschen über die Deklination geklärt, wir können den Satz auch umdrehen, es ist trotzdem klar, wer wen sieht.

Beispiel
Den Hund sieht der Frosch.
Den Frosch sieht der Hund.

Da es aber im Französischen zwischen Akkusativ (den Hund, den Frosch) und dem Nominativ (der Hund, der Frosch) gar keinen Unterschied gibt, es heißt beide male le chien bzw. la grenouille, kann man natürlich die Satzstellung nicht ändern ohne auch den Sinn zu verändern. Wir sehen also den tieferen Sinn der berühmt berüchtigten Deklination, sie klärt die Beziehung der Objekte zueinander. Wenn es die Deklination nicht macht, dann müssen die Verhältnisse der Objekte zueinander über die Satzstellung geklärt werden. Der Leser ahnt schon, dass die Klärung der Verhältnisse der Objekte zueinander allein über die Satzstellung nicht funktionieren kann, denn wir haben nicht nur den Nominativ und den Akkusativ, sondern auch noch den Dativ und den Genitiv. Schauen wir uns das nochmal an einem sehr realitätsnahen Satz an.

Beispiel
La grenouille donne la fleur à la femme.
Der Frosch gibt die Blume --- der Frau.

Was uns interessiert ist der letzte Teil des Satzes, der Dativ. Hier erfahren wir, wem der Frosch die Blume gibt, nämlich der Frau. Wir sehen, dass

à la femme
der Frau

entspricht. Wir werden uns das gleich nochmal systematischer anschauen, aber es heißt der Frau und nicht die Frau. Wir deklinieren also im Deutschen, das heißt, wir verändern die Form des Objektes, um seine Beziehung zu den anderen Objekten zu klären. Sie werden mir sicher zustimmen, dass sich in diesem Satz die Bedeutung radikal geändert hat.

Beispiel              
La grenouille donne à la fleur la femme.
Der Frosch gibt der Blume die Frau.

Alles klar? Wir klären die Beziehung der Objekte zueinander über die Deklination. Aber wie ist das im Französischen? Im Französischen bleibt das Objekt an sich unverändert, die Beziehung der Objekte zueinander wird über Präpositionen geklärt und rein theoretisch hätte man das auch im Deutschen so machen können. Man könnte zum Beispiel mit der Präposition zu den Dativ markieren, das wäre verständlich, wenn auch nicht korrekt.

Beispiel              
La grenouille donne la fleur à la femme.
Der Frosch gibt die Blume zu die Frau.
La grenouille donne à la fleur la femme.
Der Frosch gibt zu die Blume die Frau.

Der Dativ wird im Französischen also mit der Präposition à gebildet.

Ähnlich verhält es sich mit dem Genitiv.

Beispiel            
C' est la fleur de la femme.
Das ist die Blume der Frau.

Wir sehen wieder, dass wir im Deutschen das Objekt selbst verändern, der Frau, und so die Beziehung dieses Objektes zu den anderen Objekten klären, während wir im Französischen das Objekt selbst unverändert lassen und über eine Präposition klären, welche Beziehung besteht. Man könnte es aber auch im Deutschen so machen und beim Genitiv ist es auch tatsächlich so, dass er zunehmend mit einer Präposition gebildet wird.

Beispiel            
C' est la fleur de la femme.
Das ist die Blume von der Frau.

Nachdem wir herausgearbeitet haben, wie das Französische die Beziehung der Objekte zueinander klärt und wie das Deutsche dies tut, wollen wir uns einprägen, was der Nominativ, der Akkusativ, der Dativ und der Genitiv ist, weil wir das an späterer Stelle, bei den Pronomen, brauchen werden.



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