8.2.2.5 Der Konjunktiv nach Verben der mentalen Durchdringung
Nach Verben der
mentalen Durchdringung wie glauben, denken, annehmen,
kann im Deutschen der Konjunktiv
II (aber nicht der
Konjunktiv I) stehen, in der Regel aber nicht
im Französischen und auch in keiner anderen
romanischen Sprache.* Man könnte sich auf den
Standpunkt stellen, dass diese Verben Unsicherheit
ausdrücken und von daher der subjonctif verwendet
werden müsste und im Deutschen, wo der Konjunktiv
ja eher stiefmütterlich behandelt wird, wird
es auch so gesehen, nicht aber in den romanischen
Sprachen.
[*Nebenbemerkung: Im Detail ist es ein bisschen anders. Credere / glauben z.B. verlangt im Italienischen den congiuntivo. Weiter ist es so, dass diese Verben bei Verneingung den subjonctif verlangen.
Je crois qu'il vient. <=> Ich glaube er kommt.
aber: Je ne crois pas qu'il vienne. <=> Ich glaube nicht, dass er kommt.
Weiter ist klar, dass Verben wie fürchten, hoffen etc. eine emotional gefärbte Sicht auf die Wirklichkeit ausdrücken. Die verlangen dann den subjonctif.
Je crains qu'il soit venu. <=> Ich fürchte, er ist gekommen.
aber: Je sais qu'il a venu. <=> Ich weiß, dass er gekommen ist.
Wir kommen später darauf zurück und lassen das jetzt einfach mal so stehen.]
Beispiele
Er dachte, dass sie kommt.
Er dachte, dass sie käme.
Er dachte, dass sie kommen würde.
Il pensait qu' elle viendrait. *
* Um den Konditional im französischen Satz
zu verstehen, müssten wir uns ein bisschen
über die consecutio
temporum, die Zeitenfolge, der romanischen
Sprachen unterhalten. Wir lassen das jetzt auf sich
beruhen und kommen an späterer Stelle darauf
zurück.
Der Deutsche Konjunktiv drückt hier Unsicherheit aus. Wir sehen das besonders deutlich, wenn wir denselben Satz noch mal mit wissen bilden. Wissen drückt ja keine Unsicherheit aus und folglich ist der Konjunktiv II dann auch nicht möglich.
Beispiele
Er wusste, dass sie kommt.
falsch: Er wusste, dass sie käme.
Mit würde kann man konstruieren, allerdings handelt es sich dann nicht um einen Konjunktiv, sondern um ein Futur aus der Sicht der Vergangenheit.